Edmund Köhn, OStD i. R. 25.
Februar 2008
Mitglied im Arbeitskreis
Ökonomie und Kirche
Frau
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Str. 1
10557 Berlin
Bitte, die
Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG zu verhindern
Sehr gehrte Frau
Bundeskanzlerin,
gestatten Sie mir, mich mit
dem folgenden Anliegen an Sie zu wenden. Der Presse war zu entnehmen, dass die
Deutsche Bahn AG still und heimlich konkrete Vorbereitungen zur
Teilprivatisierung etlicher Bereiche trifft, obwohl Herr Mehdorn weiß, dass die
überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die Deutsche Bahn AG in Staatsbesitz oder
im Besitz des Bundesorgans „Bundesvolk“ sehen möchte.
Die Raffgier der sog.
Finanzinvestoren hat die Weltwirtschaft in eine schwere Krise gestürzt, die
noch nicht ausgestanden ist. Hoch bezahlte Eliten haben uns in den letzten
Tagen vorgeführt, wie bedenkenlos viele von ihnen ihre persönlichen Interessen vor
die ihnen obliegende Verantwortung für die Gemeinschaft stellen. Die vorrangige
Ausrichtung des wirtschaftlichen Handelns am Profit wird nie zu dem führen, was
wir gern das „Wohl des Volkes“ nennen. Der Neoliberalismus ist wirklich eine
Geißel der Menschheit wie früher die Pest.
In dieser Situation ist es
den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes weniger als jemals zuvor vermittelbar,
dass nun auch die Deutsche Bahn „dem internationalen Kapital zum Abschuss“ freigegeben werden
soll.
Ich muss nicht wiederholen,
dass der Vertrauensverlust in die Politik und in die Wirtschaft immens ist und
dass die Staatsverdrossenheit ein selten gekanntes Ausmaß erreicht hat. Arme
und Reiche driften weiter auseinander, Gewinner und Verlierer des
Neoliberalismus stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die konkreten Auswirkungen
erleben die Parteien der Mitte bei den Wahlen. Ich kenne viele Intellektuelle,
die betonen, auch ihnen bliebe wirklich nichts anderes übrig, als nun die
Linken zu wählen. Wer denn sonst sagt endlich „Stopp“?
Die Teilprivatisierung der
Bahn ist ein ähnlich emotionales Thema wie die Steuerflucht der Großverdiener.
Wer diesen Prozess forciert, fördert die Spaltung der Gesellschaft. Die
Privatisierung öffentlicher Aufgaben hat noch nie eine dauerhafte Lösung von
Problemen geboten. Es ist schließlich kein Zufall, dass eine Volksinitiative die
Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe rückgängig machen will. Unser
Arbeitskreis könnte Ihnen weitere Beispiele nennen.
Bitte halten Sie deshalb eine
Entwicklung auf, die gesellschaftliches Eigentum auf den Roulettetisch der
„global players“ legt. Es gibt andere Wege, der Bahn AG Kapital zuzuführen als
ihre Auslieferung an nicht kontrollierbare Großinvestoren.
Ich freue mich, wenn ich den
übrigen Mitgliedern des AK Ökonomie und Kirche schon recht bald sagen
kann, dass es eine Teilprivatisierung
der Deutzschen Bahn AG unter Ihrer Kanzlerschaft nicht geben wird. Sie machen
sich um dieses Land verdient, wenn Sie dem Neoliberalismus Zügel anlegen.
Mit freundlichen Grüßen
P.S. Wenn es Sie
interessiert, informieren wir Sie gern ausführlicher über unseren Arbeitskreis.